Hallo,
heute am 23. August ist hier die Veranstaltung „Bambule oder Barbarei“, aber an diesem 23. August vor 16 Jahren ist auch Karl-Heinz Teichmann in der Innenstadt angegriffen worden und verstarb zwei Wochen später an den Folgen.
Dieses Datum ist daher auch ein Tag zum Erinnern.
Wir von der Gruppe „Rassismus tötet!“ – Leipzig machen seit über 10 Jahren Erinnerungs- und Gedenkarbeit zu Opfern rechter Gewalt und wollen daher auch hier die Gelegenheit nutzen an Karl-Heinz Teichmann zu erinnern.
Karl-Heinz Teichmann wurde nur 59 Jahre alt. Er war zum Zeitpunkt der Tat obdachlos und hatte sich zum Schlafen auf eine Parkbank am Schwanenteich hinter der Leipziger Oper gelegt. Gleich mehrfach hat in der Nacht zum 23. August 2008 der Neonazi Michael H., der auf dem Rückweg von einer rechten Demo im Leipziger Osten war, ihn aufgesucht und verprügelt. In diesem Jahr gab es eine ganze Reihe an Aufmärschen der Neonazi-Szene in Leipzig, denen sich Antifaschist*innen entgegenstellten.
Erschreckend an diesem rechten Angriff 2008 war, das dieser sich fast in Sichtweite der Polizeiwache in der Ritterstasse ereignete. Eine Passantin informierte die Polizei über den Verletzten. Die Beamt*innen hielten es jedoch erst mehrere Stunden später für nötig, zum Tatort zu gehen, wo sie dann den schwerverletzten Karl-Heinz Teichmann fanden. Die Gerichtsmedizin stellte nach seinem Tod vor Gericht das grobe Versäumnis der Beamt*innen fest: Durch ein schnelleres Eingreifen der Polizei hätte der Tod von Kalt-Heinz Teichmann, der sich durch den Regen in der Nacht eine tödliche Lungenentzündung zuzog, verhindert werden können.
Obwohl der Täter Neonazi ist und offensichtlich aus sozialdarwinistischen Gründen handelte, wird Karl-Heinz Teichmann offiziell nicht als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.
Wir wollen, dass die Opfer rechter Gewalt, egal ob offiziell anerkannt oder nicht, nicht vergessen werden und sichtbar im Stadtbild sind.
Seit vielen Jahren machen wir von „Rassismus tötet!“ deswegen in unterschiedlichen Formen Erinnerungs- und Gedenkarbeit.
Wir wollen, dass Leute auch die unbequemen Seiten der Stadtgeschichte kennen, nämlich dass es hier mehr gibt als tote Komponisten*innen an die man vor allem in der Leipziger Innenstadt erinnert. Und zwar Menschen, die aus rechten Motiven ermordet wurden.
Bei dieser Arbeit konnten wir von Anfang an auf die personelle, ideelle und materielle Unterstützung von Juliane Nagel bauen.
Wir haben immer wieder auch die Zerstörung von Gedenkorten miterlebt und dokumentiert, wir wissen aber das es für Angehörige wichtig ist trotzdem nicht aufzugeben und weiter zu machen. Hier sollten alle aktiv werden, denn Angehörige brauchen eine kritische Gesellschaft.
Wie wir wissen gibt es gute und schlechte Zeiten – wir überlassen euch Anwesenden hier die Bewertung der aktuellen Zeit – was wir aber wissen ist, dass es noch schlechtere Zeiten für kritische Gendenk- und Erinnerungsarbeit ohne Jule und das linXXnet wären.
Danke Jule!
Und Vielen Dank fürs zuhören allen Anwesenden noch einen einen schönen Abend!