Am 6. September 2008 starb der wohnungslose Karl-Heinz Teichmann an den Folgen einer rechten Gewalttat in der Leipziger Innenstadt. Die Gruppe “Rassismus tötet!” – Leipzig lud zum 15. Todestag am vergangenen Mittwoch zum stillen Gedenken am Schwanenteich hinter der Leipziger Oper ein. Knapp 30 Menschen folgten dem Aufruf zum Gedenken, legten auf einer Bank Blumen sowie Kerzen ab und erinnerten an Karl-Heinz Teichmann. Die Gruppe “Rassismus tötet!” – Leipzig erinnert seit 2011 kontinuierlich an die zehn Todesopfer rechter Gewalt in Leipzig seit 1990. Das Projekt von ZEIT ONLINE und Tagesspiegel geht von 17 Todesopfern rechter Gewalt in Sachsen seit 1990 aus, von denen 12 offiziell von staatlichen Stellen anerkannt werden, hinzu kommen acht Verdachtsfälle. Auffällig oft werden sozialdarwinistische Taten von Behörden nicht als rechtsmotiviert anerkannt, so auch bei den rechten Morden in Leipzig und jenem an Karl-Heinz Teichmann.
Ein Sprecher der Gruppe “Rassismus tötet!” – Leipzig, Hannes Heinze, erklärt dazu:
“Aus diesem Grund haben wir nicht nur zum stillen Gedenken an Karl-Heinz Teichmann aufgerufen, sondern wir fordern auch endlich die offizielle Anerkennung des Mordes an ihm als rechtsmotivierte Tat ein. Der Haupttäter kam von einem Aufmarsch der rechten Szene im Leipziger Osten und selbst sein eigener Verteidiger erklärte gegenüber dem MDR am 11. August 2009, dass es sich um eine Tat mit rechtem Hintergrund handelte. Und dass, wenn alles zur Sprache gekommen wäre, die Schlussfolgerung zu ziehen sei, dass Karl-Heinz Teichman zum Opfer seines Mandanten wurde, weil er als Obdachloser nicht in das Weltbild seines Mörders passte. Es ist lange überflüssig, dass dieser Mord von staatlichen Stellen anerkannt wird, wie es auch bei den rassistisch motivierten Taten in Leipzig und beim rechtsmotivierten Mord 2003 an dem Schüler Thomas K. geschehen ist. Auch dieser Mord wurde erst über ein Jahrzehnt später offiziell als rechtsmotiviertes Tötungsdelikt anerkannt. Es gibt jedes Jahr schwere rechte Gewalttaten in Leipzig, Anschläge und regelmäßig rechte Versammlungen auf denen es ebenfalls zu Übergriffen auf jene Menschen kommt, die zum Feindbild der Rechten gehören, die Chroniken der Opferberatung RAA und von Chronik.LE zeigen dies deutlich auf, auch wenn es im gesellschaftlichen Bewusstsein nicht verankert ist. Dieses Ignorieren und Leugnen hinterlässt bei den Betroffenen dieser Gewalt und bei den Angehörigen der Ermordeten abermals Verletzungen.”
In dem MDR-Beitrag 2009 erklärte Christian Pfeiffer, seinerzeit im Krimologischen Forschungsinstitut Niedersachsen tätig zum Mord an Karl-Heinz Teichmann:
“Wenn alles an sich angeboten wurde von Seiten der Polizei, dass das als eine rechte Gewalttat zu bewerten ist, wenn das dann im Urteil überhaupt keinen Niederschlag mehr findet, dann ist das falsch verstandener Lokalpatriotismus. Dann versucht hier die Justiz Schaden von Leipzig abzuhalten, indem sie unterdrückt, dass hier eine Tat aus rechter Gesinnung begangen wurde.”
Aufruf: https://www.rassismus-toetet-leipzig.org/index.php/stilles-gedenken-an-karl-heinz-teichmann/