Kundgebung 14.5.: Keine Einzeltäter – Netzwerk vor Gericht

Nach vier Jahren soll am 14. Mai 2020 der Geschäftsführer Tobias B. von der Leipziger Sicherheitsfirma »Pro GSL GmbH« wegen des Neonazi-Angriffes in Connewitz vor dem Amtsgericht erscheinen. Es muss damit gerechnet werden, dass auch dieses Mal, die rechten Netzwerke, die den Neonazi-Angriff geplant und organisiert haben, verharmlost und nicht thematisiert werden.

“Sicherheit” und Neonazis

Bereits im November 2016 richtete sich eine antifaschistische Demonstration gegen die Sicherheitsfirma »Pro GSL GmbH«. Bis zu 20 gewaltbereite Neonazis warteten damals auf einem Dach der als Firmensitz angegebenen Adresse in der Großen Fleischergasse 4 und riefen „NSU, NSU“.

Von Zwickau bis Connewitz

Die beiden Geschäftsführer der “Sicherheitsfirma” sind keine Unbekannten. Im NSU-Untersuchungsausschuss im Jahr 2016 hatte ein Zeuge ausgesagt, einer von ihnen habe einen Schlüssel zum Büro des Zwickauer Unternehmers Ralf „Manole“ Marschner gehabt, der Teil des NSU-Unterstützer*innennetzwerks war. Geschäftsführer von »Pro GSL GmbH«, Oliver R., soll laut einem Geschäftspartner Marschners mit Nachdruck die Herausgabe von dessen Computer gefordert haben. Auf diesem fanden die Ermittler später die Titelmelodie von „Paulchen Panther“ – die Hintergrundmusik des NSU-Bekennervideos.

Und das Geschäftsführer-Duo von »Pro GSL« hat noch deutlich mehr auf dem Kerbholz. Geschäftsführer Tobias B. steht jetzt für den Neonazi-Angriff am 11. Januar 2016 im Stadtteil Connewitz vor dem Amtsgericht. Er wurde gemeinsam u.a. mit Neonazis von der »Weiße Wölfe Terrorcrew«, Hooligans vom Hallenschen FC und vom 1. FC Lokomotive Leipzig und Protagonist*innen der »Imperium Fighting Championship« am Tat-Abend fest gesetzt.

Bereits am 20. April 2015 ist Tobias B. zusammen mit weiteren Neonazis bei einem »Legida«-Aufmarsch auf Bildern zu sehen. Immer wieder kam es am Rande der Aufmärsche zu Angriffen auf Gegendemonstrant*innen. Die Übergriffe ereigneten sich oft in der Nähe der »Haifischbar« in der Großen Fleischergasse 4, später am Cafe Hundertwasser.

Auf den Bildern vom April 2015 taucht Tobias B. zusammen mit Kevin D., Neo­nazi-­Hooligan Riccardo Sturm, Daniel W. (der Projektleiter der MDR-Tochter »Media Mobil GmbH« ist und bereits für den Angriff in Connewitz verurteilt wurde) oder Tim Z. (MMA-Kämpfer der »Imperium Fighting Championship« und bei den gewalttätigen Protesten gegen die Erstaufnahmeeinrichtung syrischer Flüchtlinge in Dresden 2015 vor Ort) auf.

Oliver R. von »Pro GSL« war an diesem Tag Ordner beim »Legida«-Aufmarsch. Die völkisch-rassistische Bewegung »Legida«, die ab 2015 kontinuierlich Aufmärsche in Leipzig durchführte, steht auch im Zusammenhang mit dem Neonazi-Angriff vom 11. Januar 2016 auf der Wolfgang-Heinze-Straße. Es war zeitgleich zur Legida-»Geburtstags«-Demo, als der rechte Mob in Connewitz wütete.

Die Sicherheitsfirma »Pro GSL GmbH« findet sich in Leipzig bei vielen Baustellen als Objektschutz, stellt aber auch regelmäßig Security für unterschiedliche Geschäfte oder Veranstaltungen, wie beispielsweise 2017 beim Lindenauer Hafenfest.

Keine Netzwerke nur “Einzeltäter“

Ebenso wie bei den Morden des NSU, beim Mord an Lübcke und den Morden in Hanau, interessieren sich Polizei und Staatsanwaltschaften nicht für die rechtsradikalen Netzwerke und Hintergründe. Ähnlich ist es auch bei einem der größten und organisiertesten Angriffe der letzten Jahre in Sachsen: bis heute gibt es keine Ermittlungen und Verfahren gegen die Strukturen des Neonazi-Angriffs in Connewitz. Immer wieder behaupten die Täter vor Gericht alleine dort gewesen zu sein und irgendwo hinten oder in der letzten Reihe gelaufen zu sein und sonst nichts zu wissen oder gesehen zu haben.

Immer wieder werden rechtsradikale Taten entpolitisiert und organisierte, sowie geplante Angriffe zu „Einzelfällen“ erklärt. Noch am Tatabend versuchte der Sprecher der Polizei Leipzig aus dem Angriff in Connewitz eine Auseinandersetzung unter Fußballfans zu machen.

Die langjährigen Strukturen und Akteure werden immer wieder verharmlost. Für die Täter heißt dies, dass sie keine ernsthaften Konsequenzen zu befürchten haben und weiter machen.

Wir nehmen das nicht hin und rufen dazu auf, die Prozesse zu begleiten.

Rechte Netzwerke bekämpfen und offenlegen!


14. Mai 2020 um 12 Uhr vor dem Amtsgericht Leipzig