Pressemitteilung 11.04.2017
Unbekannte entwenden die Gedenktafel für die Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 in Leipzig.
Die in Gedenken an Kamal K. in der Nähe des Tatortes angebracht Tafel, die an den rassistischen Mord 2010 in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofes erinnert und darüber hinaus für alle weiteren Todesopfer rechter Gewalt in Leipzig 2013 angebracht wurde, ist in der vergangenen Woche abgerissen worden.
Kamal war im Oktober 2010 von zwei Neonazis gegenüber des Hauptbahnhofes ermordet worden. Das Verschwinden der Tafel ist am Wochenende bemerkt worden. Bereits im Juni 2016 wurde die Tafel beschädigt.
Nach mehr als einem Monat warten, wurde die damals beschädigte Tafel von der Gruppe „Rassismus tötet!“ – Leipzig ersetzt. Eine Reaktion zur Beschädigung gab es von der Stadt Leipzig schon 2016 nicht. So hieß es schon damals in einem Statement der Gruppe:
„Seit mehr als einem Monat ist die Gedenktafel zerstört, ein offizielles Statement seitens der Stadt Leipzig, die immerhin ihr Logo auf die Tafel pressen ließ, fehlt bisher. Dies kann als abermaliges Desinteresse gedeutet werden. Bereits die Verlegung des Gedenksteines zeigte dies: Damals versuchten sowohl Landes- als auch städtische Behörden die Errichtung eines Gedenkortes zu verunmöglichen.“
Zuerst lehnte es das Landesamt für Denkmalpflege ab, den Gedenkort in der C.W.-Müller-Anlage am Hauptbahnhof aufzustellen. Die erteilten Auflagen führten aufgrund von Einwänden der Stadtverwaltung im Februar 2013 dazu, dass die Installation, die maßgeblich nach den Vorstellungen von Kamals Mutter gestaltet worden war, “unter künstlerischen Aspekten nicht mitgetragen werden” kann.
“Wir gehen davon aus, dass auch dieses Mal die Erneuerung der Gedenktafel von uns abhängt.“ so Hannes Heinze für die Gruppe „Rassismus tötet!“ – Leipzig.
Immer wieder werden Gedenktafeln in Leipzig zerstört, so wie die Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer der Todesmärsche 1945 in der Kamenzer Straße 10 im Leipziger Nord-Osten, die bereits fünfmal beschädigt oder entwendet wurde.
“Rechte haben in Leipzig seit 1990 mindestens 8 Menschen ermordet und nun soll auch noch die Erinnerung an die Opfer zerstört werden. Es zeigt sich immer wieder, Leipzig hat ein Problem mit rechter Gewalt und institutionellen Rassismus in der Leipziger Polizei, wie wir beim Prozess zum Mord an Kamal beobachten konnten. Wir werden auch zukünftig an die Betroffenen rechter Gewalt erinnern und die menschenverachtenden Ideologien in dieser Gesellschaft bekämpfen.“ so Hannes Heinze.