„Rassismus ist allgegenwärtig“ – Pressemitteilung nach der Demo: Am 25. Oktober 2014 fand aus Anlass des vierten Todestages von Kamal K. in Leipzig eine Gedenkdemonstration unter dem Motto „Erinnern heißt kämpfen“ statt. Kamal K. wurde in der Nacht zum 25. Oktober 2010 in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofes von zwei Neonazis ermordet. Er ist eines von acht Todesopfern rechter Gewalt in Leipzig. Bundesweit zählt die Amadeu-Antonio-Stiftung 184 Todesopfer.
„Am Gedenkort für Kamal K. hielt die Demonstration und gedachte an ihn sowie allen anderen bekannten und unbekannten Todesopfern rechter Gewalt in Leipzig. Neben Kamal K. sind die bisher bekannten Todesopfer: Klaus R., Horst K., Bernd Grigol, Achmed Bachir, Nuno Lourenço, Thomas K. und Karl-Heinz Teichmann.“, so Maximilian Schmidt von der Gruppe „Rassismus tötet!“-Leipzig.
Schmidt: „Das Gedenken an Kamal K. werden wir weiter aufrecht erhalten. Der rassistisch-motivierte Mord steht exemplarisch für die alltägliche Bedrohung, denen Menschen in Deutschland ausgesetzt, die als „anders“ wahrgenommen werden. Rassistische Gewalt ist „nur“ die Spitze eines Eisberges aus alltäglicher Diskriminierung und Ausgrenzung. Wie bereits Redner_innen der ‚Leipziger Rede‘ aufzeigten, sind bereits alltäglich-auftretende Mikroaggressionen, durch die die Betroffenen auf ein vermeintliches ‚Anderssein‘ reduziert werden, eine wiederkehrende Erfahrung gesellschaftlichen Ausschlusses.“
In verschiedenen Redebeiträgen wurde auf diesen Alltagsrassismus hingewiesen. „Die Gruppe Medinetz zeigte die Situation im Gesundheitswesen auf. Rassismus wirkt auch hier tödlich. So sind illegalisierte Menschen komplett von medizinischer Versorgung ausgeschlossen. Die Illegalisierung bringt die Menschen in eine Lebenssituation, in der ihnen jegliche Rechte verwehrt werden und das Einfordern selbst grundlegender Menschenrechte mit der Gefahr verbunden ist, abgeschoben zu werden. Auch Asylsuchenden wird aufgrund ihres Status lediglich eine Notversorgung zugestanden.“, so Schmidt.
Maximilian Schmidt weiter: „Rassismus beginnt nicht dort, wo Migrantinnen und Migranten um ihr Leben fürchten müssen. Rassismus heißt, dass so genannte “Fremde” in Deutschland auf eine geschlossene Gesellschaft treffen. Dass sie keine Rechte haben. Dass ein Grundrecht auf Asyl hier nicht existiert. Und dass sich Asylsuchende endlos durch Behörden schikanieren lassen müssen und vor allem durch Polizei und Ausländerbehörden. Das werden wir nicht dulden.“ „
Auch die Aufarbeitung rechts-motivierter Morde in Leipzig ist längst nicht abgeschlossen. Fünf von acht Morden werden immer noch nicht offiziell anerkannt. Insbesondere Sozialdarwinismus als Tatmotiv ist in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung vollkommen unterrepräsentiert.“, so Schmidt abschließend.
Die Ausstellung des Initiativkreis Antirassmus „Die verschwiegenen Toten. Opfer rechter Gewalt in Leipzig seit 1990“ leistet einen Beitrag zur Aufarbeitung und zur Etablierung einer Erinnerungskultur an die Todesopfer rechter Gewalt der Gegenwart.
Die Ausstellung wird am 14.11.2014, 17:00 Uhr, im Neuen Rathaus eröffnet.