Redebeitrag auf antifaschistischer Fahrradtour

Wurde auf der antifaschistischen Fahrradtour des Ladenschlussbündnis folgender Redebeitrag gehalten:

Wir müssen heute dringend über eine Bewegung sprechen, die unter dem Deckmantel der Gleichheit eine zutiefst gefährliche Ideologie verbreitet: die Väterrechtsbewegung in Deutschland. Was sich selbst hier als Kampf für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung verkauft, ist in Wahrheit ein Sammelbecken für Antifeminismus und rechtsradikale Tendenzen. Und leider werfen sie dabei auch einen Schatten auf alle progressiven Väter welche sich wirklich für das Wohl ihre Kinder interessieren.

Die Kontrolle über Frauenkörper und Frauenarbeit spielt eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung patriarchaler Machtstrukturen. Die Väterrechtsbewegung knüpft genau hier an, indem sie das Narrativ des „enteigneten“ Mannes verbreitet, der um sein Recht auf Kontrolle über seine Kinder – und „seine“ Frauen – kämpft. Diese Erzählung ist reaktionär und bereitet den Boden für eine Zusammenarbeit mit Gruppen der extremen Rechten, die ähnliche Vorstellungen von Geschlechterrollen und gesellschaftlicher Ordnung vertreten.

Die Bewegung stützt sich auf einen reaktionären Antifeminismus, der Frauenfeindlichkeit schürt und gezielt versucht, die Fortschritte der letzten Jahrzehnte zurückzudrehen.

Bei diversen Influencern dieser Bewegung kann verfolgt werden, wie der Feminismus als Feindbild aufgebaut wird, weil er angeblich die „natürliche“ Ordnung der Geschlechter zerstören will. Aber was hier wirklich verteidigt wird, ist nichts anderes als ein Patriarchat, das Frauen weiter zurück in die Abhängigkeit, das ausgeliefert Sein, die gewaltvollen Strukturen drängen will, aus denen sich in den letzten 100 Jahren herausgekämpft wurde.

Nehmen wir als Beispiel jemanden wie Arne H. von MANNdat, der sich in den Medien gerne als Kämpfer für vermeintlich Entrechtete und die psychische Gesundheit von Kindern nach Trennungen inszeniert.  In seiner verzerrte Weltsicht sind Männer die ewige Opfer und Frauen die Schuldige. Männer wie er sind ein Sinnbild und Verstärker dafür, wie weit die Väterrechtsbewegung in gefährliche, rechtsradikale Gefilde bereits vorgedrungen ist. Sie verbreiten die Vorstellung, dass Männer in unserer Gesellschaft systematisch benachteiligt würden – ein Unsinn, der nur dazu dient, den Hass auf feministische Initiativen und Frauen zu schüren.

Der aggressive Antifeminismus dieser Bewegung rührt aus einer tiefen Verunsicherung der männlichen Identität her. Diese Männer sehen sich selbst als Opfer und greifen den Feminismus an, weil er ihre patriarchale Macht infrage stellt. Diese Bewegung ist Teil eines breiteren, reaktionären Projekts, das darauf abzielt, jegliche Kontrolle über Frauen zurückzugewinnen – eine Kontrolle, die durch feministische Errungenschaften endlich infrage gestellt wurde.
Wie Arne H., der bereits in seinem ersten männerpolitischem Buch erklärt: „Tatsächlich wird immer mehr Männern das eigentliche Problem klar: dass die Frauenbewegung es mit der Emanzipation nicht ernst genug meint“.

H. setzt den Entzug von Umgang mit den eigenen Kindern in Trennungsfällen in Deutschland, der selbst in Situationen, in denen der Mann gewalttätig gegenüber der Mutter war und ist häufig nicht durchgesetzt wird, mit eigenen fixen Ideen gleich.
Unteranderem der Genderzid, also die massenhafte geschlechtspeziefische Ermordung von Männern und Jungen, wie er sie in jeder kriegerischen Auseinandersetzung als Angriff auf Männer an und für sich sieht, während der sexuelle Gewalt, Verschleppung und tötliche Gewalt gegen Frauen und Mädchen klein redet.

Diese Verbindungen zwischen Väterrechtsbewegung und Rechtsradikalismus sind kein Zufall – sie sind das logische Ergebnis einer Ideologie, die die Freiheit und den Subjektstatus von Frauen als Bedrohung empfindet.

Lasst uns kein Blatt vor den Mund nehmen: Diese Bewegung ist gefährlich. Sie ist nicht nur antifeministisch, sondern auch zutiefst reaktionär und autoritär. Sie will die Uhr zurückdrehen, Frauenrechte beschneiden und unsere Gesellschaft in ein düsteres, patriarchales Zeitalter zurückführen. Das dürfen wir nicht zulassen. Es ist unsere Pflicht, diese gefährlichen Strömungen offen zu benennen und ihnen entschieden entgegenzutreten.

Unsere Gesellschaft darf nicht von denen zurück in die Vergangenheit gezwungen werden, die ihre eigene Macht und Kontrolle über andere Menschen verloren haben. Der Feminismus stellt diese Machtverhältnisse infrage, und genau deshalb wird er angegriffen, wie weitere Bewegungen, die auf die Befreiung des Inividuums abzielen.

Wir stehen hier heute, um klarzumachen: Wir lassen uns diese Fortschritte nicht nehmen, im Gegenteil:
Wir streben nach noch viel mehr. Wir kämpfen weiter – für Freiheit und gegen jeden Versuch, uns zu unterdrücken.