Nur ein Einzeltäter?
Am 9. Oktober 2019, am höchsten jüdischen Feiertag – dem Fest Jom Kippur – verübte ein Attentäter in einem Akt des Terrors, einen Anschlag auf die Synagoge in der Stadt Halle. Dabei versuchte der Täter mit Waffengewalt in die Synagoge im Paulusviertel einzudringen, um dort ein Blutbad anzurichten. Das einzige was ihn darin hinderte war eine alte Holztür.
Als ihm bewusst wurde das sein Plan scheiterte, erschoss er aus antifeministischen Gründen vor dem Gebäude die Passantin Jana Lange und kurz darauf in einem Döner Imbiss den Gast Kevin Schwarze. Auf seiner Flucht verletzte er zwei Personen durch Schüsse und versuchte weitere zu erschießen. Er wurde schließlich von zwei Polizist*Innen gestoppt und festgenommen.
Das perfide an der antisemitischen Tat ist – der Täter hatte diese im Internet zuvor bekanntgegeben. Die Tat selbst übertrug er die ganze Zeit per Helmkamera als Live-Stream.
Die Medien titelten nach dem Anschlag der Angriff hätte uns allen gegolten. Aber das ist faktisch falsch. Er hat nicht uns allen gegolten, sondern einzig und allein dem jüdischen Leben in Deutschland!
Ein Jahr nach dem antisemitischen Anschlag besteht seitens der Medien bzw. der deutschen Mehrheitsgesellschaft kaum noch Interesse an dessen Aufarbeitung. Deutlich wird das am Verlauf und am Umgang mit dem Prozess vor dem Landgericht in Magdeburg!
Es hat sich nichts geändert! Kurz vor dem ersten Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge in Halle kam es in Hamburg zu einem weiteren antisemitischen Angriff. Dort traf es einen jüdischen Studenten. Er wurde vor der örtlichen Synagoge mit einer Schaufel attackiert.
In Berlin gab es einen Brandanschlag auf die jüdische Kiezkneipe in Lichtenberg. Schon seit Jahren ist die Kneipe, welche als jüdischer Begegnungsort bekannt ist, rechten Bedrohungen ausgesetzt.
An der Grazer Synagoge in Wien, kam es wiederholt
zu Sachbeschädigungen. Trauriger Höhepunkt dieser antisemitischen Übergriffe, ist der Angriff auf den Präsidenten der jüdischen Gemeinde in Graz – Elie Rosen. Dieser wurde vor dem jüdischen Gemeindehaus mit einem Baseballschläger attackiert.
In Paris wurde ein koscheres Restaurant verwüstet und mit antisemitischen Hetzschriften besprüht. Unter anderem hinterließen die Täter*Innen die Slogans: „Hitler hatte recht“, „schmutziger Jude“ und ,,free Palästina“. Dazu wurden noch mehrere Hakenkreuze sowie SS-Runen auf den Boden und an die Wände des Lokals Gesprüht!
Im Rahmen einer Demo in Frankfurt, die auf die Verhältnisse in Moria aufmerksam machen wollte, wurden israelfeindliche Parolen skandiert. Auch ein antizionistischer Redebeitrag, der mit den Worten „Yalla Intifada“ endete, wurde präsentiert.
Die Kontinuität antisemitischer Übergriffe und die Feindseligkeit gegenüber Menschen mit jüdischem Glauben, zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Gesellschaft. Alle politischen Lager von Links bis Rechts in ganz Europa sind involviert!
Wer schweigt stimmt zu! Durch das nicht Eingreifen und Ausschweigen bei antisemitischen Taten werden die Täter*Innen in ihrem Handeln nur all zu oft bestärkt. Das muss von diesen Personen als eine Art Safe-Space wahrgenommen werden. Dieser Schutzraum muss ihnen genommen werden, damit ihr Handlungsspielraum eingeschränkt wird. Das gesellschaftliche Schweigen, in Bezug auf den zunehmenden Antisemitismus in Europa, muss gebrochen werden. Es darf keine Toleranz und Akzeptanz gegenüber Antisemitismus geben. Die Antwort auf Diesen muss eine klare antifaschistische Intervention sein. Keine antisemitische Tat darf ohne Folgen bleiben, egal wann es passiert und egal wo es passiert! Bei der Frage nach der Solidarität mit den Betroffenen, darf es nicht länger bei reinen Lippenbekenntnissen bleiben.
Erinnern heißt kämpfen
Neimand ist vergessen – Nichts ist vergeben
Gegen jeden Antisemitismus